Mittwoch, 27. Juli 2011

49. bis 60. Tag: Alagna bis Pont Canavese


Heute ist ein Regentag aber dank der guten lokalen Wettervorhersagen wurde ich darauf bevorbereitet und bin in die naechste groessere Stadt nach Pont Canavese gewandert. Hier kann man sich schon einen Tag vertreiben. Aber auch hier in einer Stadt mit 4000 Einwohnern gibt es kein Internetcafe und ich darf freundlicherweise an der Hotelrezeption sitzen und zumindest kurz das Internet nutzen.
Pont Canavese

In Alagna verbrachte ich einen Ruhetag und bin zum Rifugio Pastori gewandert, ohne Rucksack und mit Turnschuhen, was eine richtige Wohltat war. Leider konnte ich die hohe Wand der Monte Rosa nur zwischen den Wolken erahnen, aber es war trotzdem ein schoener, entspannter Tag!

Am 50. Tag bin ich von Alagna zum Rifugio Ospiti Sottile auf einen ca. 2400m hohen Pass gewandert. Der Aufstieg durchs Valle Vogna war wunderschoen, nur oben am Pass wurde es wieder neblig und regnerisch. Dafuer verbrachte ich einen lustigen Huettenabend, da eine Gruppe italienischer Jugendlicher die Gitarren auspackte und saemtliche italienischen Volkslieder sangen. Dank Andrea und Peer aus Turin hatte ich auch etwas Unterhaltung auf Englisch und die Nacht wurde ziemlich kurz!
ca. 16km - 1375hm Aufstieg
das Ospiti Sottile direkt am Pass

51. Tag: Rif. Ospiti Sottile - Gressoney St. Jean  (6,8km - nur Abstieg)
Wie vorhgergesagt, ist das Wetter "brutto". Noch regnets nicht und ich mache mich schnell an den Abstieg und komme am Vormittag in Gressoney an, wo es jetzt prompt zum regnen anfaengt. Es ist Sonntag, aber einiges los und auch die Laeden haben geoeffnet, so dass ich mich mit frischem Obst und Schoki versorgen kann. Etwas ausserhalb bekomme ich ein nettes Zimmer, wo sich ein Dauerregennachmittag gut verbummeln laesst.
Blick zum Monte Rosa Massiv vom Gressoney-Tal
52. Tag: Gressoney - Rifugio Rivetti (ca. 22km - 1445hm Aufstieg)
Der Regen ist vorbei und der Himmel strahlt im schoensten Blau und am Ende des Gressoney-Tals leuchtet das Monte-Rosa-Massiv. Ich wandere bis Lomatten und steige von dort das lange Loo-Tal nach oben. Der Weg besteht aus einer wunderschoenen Mulatteria (Maultierpfad) und fuehrt durch schoene Hochalpen.
Am Pass laesst die Wegbeschreibung der Via Alpina etwas zu wuenschen uebrig und ich mache zwei Stunden Umweg, was aber bei dem schoenen Wetter nicht weiter tragisch ist.
Auf dem Rifugio Rivetti treffe ich auch wieder andere GTA-Wanderer und so wird es ein netter Abend.
Die Alpe Loo mit fuer hier typischen Steinmauern
Colle delle Mologna Grande - kurz vorm Ziel

53. Tag: Rifugio Rivetti - Piedicavallo (6km - nur Abstieg)
Es ist wieder ein "brutto" Tag vorhergesagt und genauso ist es auch. Beim Abstieg faengt es schon an zu schuetten und ich komme quietschnass in Piedicavallo an. In einer Bar lasse ich mich zuerst mal bei einem Espresso abtropfen und suche mir dann ein Zimmer. Weitergehen ist schlichtweg zwecklos. Immerhin treffe ich auf der Strasse einen netten alten Einheimischen, der mir versichert, dass das Wetter morgen sehr schoen wird - das zeigt die Fahne auf dem Kirchturm an. Er hat hier sein ganzes Leben verbracht, er wirds wohl wissen! Mit mir bleiben zwei nette Maenner aus der Naehe von Landshut im Ort und ich esse mit ihnen zu abend.
Piedicavallo nach dem "grossen" Regen
54. Tag: Piedicavallo - Rifugio Rosazza (28km - 1500m Aufstieg)
Und tatsaechlich: Der Himmel ist wieder strahlendblau und die Sonne scheint - also auf gehts. Ich beschliesse, das Wetter zu nuetzen und heute so weit zu gehen, wie ich komme. Das ist wahrscheinlich bei dem wechselhaften Wetter das Beste! Ich starte mit einem "Umweg" ueber die Sella di Rosazza mit traumhaften Ausblicken. Dann gehe ich weiter zum Kloster San Giovanni und dann ueber die "Alta Via delle Fede" bis nach Oropa. Auf dem Weg habe ich traumhafte Ausblicke auf die Po-Ebene. In Oropa schaue ich mir die ueberdimensionale Wallfahrtskirche und Klosteranlage an und steige dann am Nachmittag noch zum Rifugio Rosazza auf. Oben treffe ich Toni und Wolfgang wieder und wir verbringen einen netten Abend.
Steinbogenbruecke bei Piedicavallo
der Wallfahrtsort Oropa
55. Tag: Rifugio Rosazza - Rifugio Coda (6,5km - 970m Aufstieg)
Das Wetter ist immer noch schoen und wir beschliessen zusammen, den Monte Mars zu besteigen. Die Huettenwirtin verspricht uns eine gigantische Aussicht von oben - also, dann los!
Der Aufstieg hat es in sich, es geht immerhin auf 2600m rauf. Auf dem Weg sehen wir schon zum Monte Rosa Massiv und in Richtung Mont Blanc. Allerdings druecken die obligatorischen Mittagswolken schon in die Gipfel und die Po-Ebene ist unter einer Hochnebeldecke verschwunden. Trotzdem wunderschoen. Der Abstieg zur Coda-Huette ist kein Problem mehr und er starke Wind vertreibt am spaeten Nachmittag die Wolken und wir koennen von unserer Sonnenterasse die Aussicht geniessen. Am Abend versuchen wir mit einem italienischen Scrabble deutsche Woerter zu legen, was ganz schoen anspruchsvoll ist!
Gipfelkreuz vom Monte Mars

Biella und die Po-Ebene
56. Tag: Rifugio Coda - Trovinasse (11km - 700m Aufstieg)
Heute frueh koennen wir sie alle sehen: Mont Blanc, Monte Rosa, Matterhorn, Gran Paradiso und natuerlich zur Po-Ebene - Klasse. Den ersten Teil des Weges gehe ich noch mit Toni und Wolfgang. Ich beschliesse bei dem super Wetter noch einen Gipfel mitzunehmen und besteige den Colma di Mombarone (2371m) Er bietet eine klasse Aussicht und ist nur 6km von der Po-Ebene entfernt. Beeindruckend, wie ploetzlich die Berge aufhoeren und die riessige ebene Flaeche beginnt! Im Agritourismo Belvedere in Trovinasse bin ich dann der einzige Gast und bekomme trotzdem ein super Menu vorgesetzt.
Monte Rosa Massiv und Matterhorn
Mein heutiger Weg zum Colma di Mombarone (2371m)
57. Tag: Trovinasse - Le Cavanne (15,5km - 1120m Aufstieg)
Ich steige die 1000m nach Quincinetto ab und erreiche damit den tiefsten Punkt der GTA unter 300m. Entsprechend warm ist hier das Klima (28Grad im Schatten) und um den Ort findet man viele Weinterassen. In Quincinetto treffe ich Ruth und Hans aus der Schweiz wieder und die Wiedersehensfreue ist gross. Wir trinken zusammen in einer Bar etwas, waehrend die beiden auf ihre Schweizer Freunde warten, die eine Woche mitwandern werden.
Beim Aufstieg nach Le Cavanne werde ich tatsaechlich noch nass. Das ist hier typisch, dass mittags Wolken aufziehen und manchmal ein Schauer runterkommt. Abends ist es dann schon wieder trocken.
Heute darf ich mit den sechs Schweizern essen und es ist ein sehr netter, lustiger Abend.
Weg durch die Weinterassen von Quincinetto
58. Tag: Le Cavanne - Fondo (14km - 1060m Aufstieg)
Das Wetter ist gut und vor Allem trocken. Ueber einen aussichtsreichen Pass geht es zuerst zum Rif. Chiaramonte und dann ueber einen steilen Grassteig nach unten. Wir kommen durch sehr nette Bergdoerfchen in malerischer Lage und wandern dann noch eine Stunde einen bequemen Waldweg bis nach Fondo. In der dortigen Trattoria ist das "Posto tappa" untergebracht. So werden die GTA-Wander-Unterkuenfte genannt. Wir geniessen bei einem Apero die spaete Nachmittagssonne und freuen uns aufs Abendessen!
Abstieg auf steilen Grashaengen nach Fondo

Das Doerfchen Succinto
59. Tag: Fondo - Piamprato (15km - 1355m Aufstieg)
Heute liegt ein langer Wandertag und der angeblich anspruchvollste Wegabschnitt der GTA vor uns und ich bin froh, immernoch mit meinen netten Schweizern unterwegs zu sein. Es ist bewoelkt, worueber wir sehr froh sind, dann sind die ueber 1350m Aufstieg gar nicht so schlimm. Nach dem Pass staerken wir uns noch mit einer Brotzeit, bevor wir das steile Abstiegsstueck in Angriff nehmen. Wir haben grosses Glueck: erstens ist es trocken und zweitens wurde der Weg ganz frisch freigeschlagen und wir kommen ohne Probleme runter. Wir treffen sogar noch die Arbeiter, die uns den Weg freigemacht haben und bedanken uns bei ihnen!
Bei dem hiesigen Klima waechst das Gruenzeug so schnell, dass die Wegpflege wirklich sehr wichtig ist. (Nicht umsonst klagen immer wieder GTA-Wanderer darueber, den Weg nicht zu finden)
Auf der Bocchetta della Oche (2415m)

Sonnenuhr
60. Tag: Piamprato - Pont Canavese (34,6km - 852m Aufstieg)
Nicht zu glauben - ich bin jetzt schon 60 Tage unterwegs. Die Lust am Wandern habe ich noch nicht verloren, nur die Beine sind manchmal ein bisschen schwer. Die Vorhersage fuer morgen ist "brutto - brutto" was ganz schlecht heisst. Also beschliesse ich, bis Pont Canavese zu gehen, was zwar nicht direkt auf der Route liegt, aber ein groesserer Ort ist. In Ronco Canavese, meinem eigentlichen Etappenziel bin ich schon um 11:00 Uhr und laut einem franzoesischem Paerchen soll um 12:00 Uhr ein Bus nach unten gehen. Da Pont Canavese ja ausserhalb meiner Route liegt, habe ich auch kein Problem mit dem Bus :-)  ABER: die Info ist falsch und der Bus geht erst um 17:30, wie ich in der Bar erfahre. Also marschiere ich zu Fuss. Ich frage noch nach einem Sentiero und bekomme einen "heissen Tip" Ich finde nach einigen Kilometern Strasse tatsaechlich den Einstieg und muss erstmal zum Fluss Soana absteigen und dann gute 400hm auf der anderen Seite wieder aufsteigen. Jetzt bin ich auf der AVC - Alta Via Canavese. Der Wanderweg ist neu markiert und fuehrt durch malerische, aber verlassene Bergdoerfchen, was typische fuer die "Bergflucht" hier im Piemont ist. Es geht alles gut, bis ich an einer Baustelle meinen Weg verliere und erst mal lange suchen muss, um den Einstieg wiederzufinden. Dann kann ich auf einer Mulatteria absteigen nach Pont Canavese. Die letzten paar hundert Meter der Mulatteria machen mir dann nochmal Probleme. Ein Sturm hat die Maroni-Baeume umstuerzen lassen und sie versperren den Weg. Ich klettere teilweise ueber die Baeume und krieche teilweise unter den Baeumen durch und komme um 18:00 Uhr im Hotel in Pont an. Mit dem Bus waere ich um die gleiche Zeit angekommen, nur haette ich nicht so viel gesehen und so viel erlebt ;-)
Ich belohne mich in einer Pizzeria mit einer riessengrossen Pizza, Salat und Tiramisu - dann ist die Welt auch nach knapp 35km Wandern wieder in Ordnung!
drueberklettern oder unten durch kriechen?
So, das war es mal wieder fuer die naechste Wochen - Auf Fotos muesst ihr leider verzichten! Ich kann den PC hier an der Hotelrezeption nicht zu lange blockieren! Danke dafuer ans Bergagna-Hotel in Pont Canavese!

Jetzt freue ich mich erst mal auf morgen abend: Dann kommt Christian zu mir und wir koennen knapp vier Wochen zusammen weiterwandern!

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... vom Wandervirus infiziert ... liebe alles, was mit der Natur, den Bergen und mit Reisen zu tun hat.