Mittwoch, 27. Juli 2011

49. bis 60. Tag: Alagna bis Pont Canavese


Heute ist ein Regentag aber dank der guten lokalen Wettervorhersagen wurde ich darauf bevorbereitet und bin in die naechste groessere Stadt nach Pont Canavese gewandert. Hier kann man sich schon einen Tag vertreiben. Aber auch hier in einer Stadt mit 4000 Einwohnern gibt es kein Internetcafe und ich darf freundlicherweise an der Hotelrezeption sitzen und zumindest kurz das Internet nutzen.
Pont Canavese

In Alagna verbrachte ich einen Ruhetag und bin zum Rifugio Pastori gewandert, ohne Rucksack und mit Turnschuhen, was eine richtige Wohltat war. Leider konnte ich die hohe Wand der Monte Rosa nur zwischen den Wolken erahnen, aber es war trotzdem ein schoener, entspannter Tag!

Am 50. Tag bin ich von Alagna zum Rifugio Ospiti Sottile auf einen ca. 2400m hohen Pass gewandert. Der Aufstieg durchs Valle Vogna war wunderschoen, nur oben am Pass wurde es wieder neblig und regnerisch. Dafuer verbrachte ich einen lustigen Huettenabend, da eine Gruppe italienischer Jugendlicher die Gitarren auspackte und saemtliche italienischen Volkslieder sangen. Dank Andrea und Peer aus Turin hatte ich auch etwas Unterhaltung auf Englisch und die Nacht wurde ziemlich kurz!
ca. 16km - 1375hm Aufstieg
das Ospiti Sottile direkt am Pass

51. Tag: Rif. Ospiti Sottile - Gressoney St. Jean  (6,8km - nur Abstieg)
Wie vorhgergesagt, ist das Wetter "brutto". Noch regnets nicht und ich mache mich schnell an den Abstieg und komme am Vormittag in Gressoney an, wo es jetzt prompt zum regnen anfaengt. Es ist Sonntag, aber einiges los und auch die Laeden haben geoeffnet, so dass ich mich mit frischem Obst und Schoki versorgen kann. Etwas ausserhalb bekomme ich ein nettes Zimmer, wo sich ein Dauerregennachmittag gut verbummeln laesst.
Blick zum Monte Rosa Massiv vom Gressoney-Tal
52. Tag: Gressoney - Rifugio Rivetti (ca. 22km - 1445hm Aufstieg)
Der Regen ist vorbei und der Himmel strahlt im schoensten Blau und am Ende des Gressoney-Tals leuchtet das Monte-Rosa-Massiv. Ich wandere bis Lomatten und steige von dort das lange Loo-Tal nach oben. Der Weg besteht aus einer wunderschoenen Mulatteria (Maultierpfad) und fuehrt durch schoene Hochalpen.
Am Pass laesst die Wegbeschreibung der Via Alpina etwas zu wuenschen uebrig und ich mache zwei Stunden Umweg, was aber bei dem schoenen Wetter nicht weiter tragisch ist.
Auf dem Rifugio Rivetti treffe ich auch wieder andere GTA-Wanderer und so wird es ein netter Abend.
Die Alpe Loo mit fuer hier typischen Steinmauern
Colle delle Mologna Grande - kurz vorm Ziel

53. Tag: Rifugio Rivetti - Piedicavallo (6km - nur Abstieg)
Es ist wieder ein "brutto" Tag vorhergesagt und genauso ist es auch. Beim Abstieg faengt es schon an zu schuetten und ich komme quietschnass in Piedicavallo an. In einer Bar lasse ich mich zuerst mal bei einem Espresso abtropfen und suche mir dann ein Zimmer. Weitergehen ist schlichtweg zwecklos. Immerhin treffe ich auf der Strasse einen netten alten Einheimischen, der mir versichert, dass das Wetter morgen sehr schoen wird - das zeigt die Fahne auf dem Kirchturm an. Er hat hier sein ganzes Leben verbracht, er wirds wohl wissen! Mit mir bleiben zwei nette Maenner aus der Naehe von Landshut im Ort und ich esse mit ihnen zu abend.
Piedicavallo nach dem "grossen" Regen
54. Tag: Piedicavallo - Rifugio Rosazza (28km - 1500m Aufstieg)
Und tatsaechlich: Der Himmel ist wieder strahlendblau und die Sonne scheint - also auf gehts. Ich beschliesse, das Wetter zu nuetzen und heute so weit zu gehen, wie ich komme. Das ist wahrscheinlich bei dem wechselhaften Wetter das Beste! Ich starte mit einem "Umweg" ueber die Sella di Rosazza mit traumhaften Ausblicken. Dann gehe ich weiter zum Kloster San Giovanni und dann ueber die "Alta Via delle Fede" bis nach Oropa. Auf dem Weg habe ich traumhafte Ausblicke auf die Po-Ebene. In Oropa schaue ich mir die ueberdimensionale Wallfahrtskirche und Klosteranlage an und steige dann am Nachmittag noch zum Rifugio Rosazza auf. Oben treffe ich Toni und Wolfgang wieder und wir verbringen einen netten Abend.
Steinbogenbruecke bei Piedicavallo
der Wallfahrtsort Oropa
55. Tag: Rifugio Rosazza - Rifugio Coda (6,5km - 970m Aufstieg)
Das Wetter ist immer noch schoen und wir beschliessen zusammen, den Monte Mars zu besteigen. Die Huettenwirtin verspricht uns eine gigantische Aussicht von oben - also, dann los!
Der Aufstieg hat es in sich, es geht immerhin auf 2600m rauf. Auf dem Weg sehen wir schon zum Monte Rosa Massiv und in Richtung Mont Blanc. Allerdings druecken die obligatorischen Mittagswolken schon in die Gipfel und die Po-Ebene ist unter einer Hochnebeldecke verschwunden. Trotzdem wunderschoen. Der Abstieg zur Coda-Huette ist kein Problem mehr und er starke Wind vertreibt am spaeten Nachmittag die Wolken und wir koennen von unserer Sonnenterasse die Aussicht geniessen. Am Abend versuchen wir mit einem italienischen Scrabble deutsche Woerter zu legen, was ganz schoen anspruchsvoll ist!
Gipfelkreuz vom Monte Mars

Biella und die Po-Ebene
56. Tag: Rifugio Coda - Trovinasse (11km - 700m Aufstieg)
Heute frueh koennen wir sie alle sehen: Mont Blanc, Monte Rosa, Matterhorn, Gran Paradiso und natuerlich zur Po-Ebene - Klasse. Den ersten Teil des Weges gehe ich noch mit Toni und Wolfgang. Ich beschliesse bei dem super Wetter noch einen Gipfel mitzunehmen und besteige den Colma di Mombarone (2371m) Er bietet eine klasse Aussicht und ist nur 6km von der Po-Ebene entfernt. Beeindruckend, wie ploetzlich die Berge aufhoeren und die riessige ebene Flaeche beginnt! Im Agritourismo Belvedere in Trovinasse bin ich dann der einzige Gast und bekomme trotzdem ein super Menu vorgesetzt.
Monte Rosa Massiv und Matterhorn
Mein heutiger Weg zum Colma di Mombarone (2371m)
57. Tag: Trovinasse - Le Cavanne (15,5km - 1120m Aufstieg)
Ich steige die 1000m nach Quincinetto ab und erreiche damit den tiefsten Punkt der GTA unter 300m. Entsprechend warm ist hier das Klima (28Grad im Schatten) und um den Ort findet man viele Weinterassen. In Quincinetto treffe ich Ruth und Hans aus der Schweiz wieder und die Wiedersehensfreue ist gross. Wir trinken zusammen in einer Bar etwas, waehrend die beiden auf ihre Schweizer Freunde warten, die eine Woche mitwandern werden.
Beim Aufstieg nach Le Cavanne werde ich tatsaechlich noch nass. Das ist hier typisch, dass mittags Wolken aufziehen und manchmal ein Schauer runterkommt. Abends ist es dann schon wieder trocken.
Heute darf ich mit den sechs Schweizern essen und es ist ein sehr netter, lustiger Abend.
Weg durch die Weinterassen von Quincinetto
58. Tag: Le Cavanne - Fondo (14km - 1060m Aufstieg)
Das Wetter ist gut und vor Allem trocken. Ueber einen aussichtsreichen Pass geht es zuerst zum Rif. Chiaramonte und dann ueber einen steilen Grassteig nach unten. Wir kommen durch sehr nette Bergdoerfchen in malerischer Lage und wandern dann noch eine Stunde einen bequemen Waldweg bis nach Fondo. In der dortigen Trattoria ist das "Posto tappa" untergebracht. So werden die GTA-Wander-Unterkuenfte genannt. Wir geniessen bei einem Apero die spaete Nachmittagssonne und freuen uns aufs Abendessen!
Abstieg auf steilen Grashaengen nach Fondo

Das Doerfchen Succinto
59. Tag: Fondo - Piamprato (15km - 1355m Aufstieg)
Heute liegt ein langer Wandertag und der angeblich anspruchvollste Wegabschnitt der GTA vor uns und ich bin froh, immernoch mit meinen netten Schweizern unterwegs zu sein. Es ist bewoelkt, worueber wir sehr froh sind, dann sind die ueber 1350m Aufstieg gar nicht so schlimm. Nach dem Pass staerken wir uns noch mit einer Brotzeit, bevor wir das steile Abstiegsstueck in Angriff nehmen. Wir haben grosses Glueck: erstens ist es trocken und zweitens wurde der Weg ganz frisch freigeschlagen und wir kommen ohne Probleme runter. Wir treffen sogar noch die Arbeiter, die uns den Weg freigemacht haben und bedanken uns bei ihnen!
Bei dem hiesigen Klima waechst das Gruenzeug so schnell, dass die Wegpflege wirklich sehr wichtig ist. (Nicht umsonst klagen immer wieder GTA-Wanderer darueber, den Weg nicht zu finden)
Auf der Bocchetta della Oche (2415m)

Sonnenuhr
60. Tag: Piamprato - Pont Canavese (34,6km - 852m Aufstieg)
Nicht zu glauben - ich bin jetzt schon 60 Tage unterwegs. Die Lust am Wandern habe ich noch nicht verloren, nur die Beine sind manchmal ein bisschen schwer. Die Vorhersage fuer morgen ist "brutto - brutto" was ganz schlecht heisst. Also beschliesse ich, bis Pont Canavese zu gehen, was zwar nicht direkt auf der Route liegt, aber ein groesserer Ort ist. In Ronco Canavese, meinem eigentlichen Etappenziel bin ich schon um 11:00 Uhr und laut einem franzoesischem Paerchen soll um 12:00 Uhr ein Bus nach unten gehen. Da Pont Canavese ja ausserhalb meiner Route liegt, habe ich auch kein Problem mit dem Bus :-)  ABER: die Info ist falsch und der Bus geht erst um 17:30, wie ich in der Bar erfahre. Also marschiere ich zu Fuss. Ich frage noch nach einem Sentiero und bekomme einen "heissen Tip" Ich finde nach einigen Kilometern Strasse tatsaechlich den Einstieg und muss erstmal zum Fluss Soana absteigen und dann gute 400hm auf der anderen Seite wieder aufsteigen. Jetzt bin ich auf der AVC - Alta Via Canavese. Der Wanderweg ist neu markiert und fuehrt durch malerische, aber verlassene Bergdoerfchen, was typische fuer die "Bergflucht" hier im Piemont ist. Es geht alles gut, bis ich an einer Baustelle meinen Weg verliere und erst mal lange suchen muss, um den Einstieg wiederzufinden. Dann kann ich auf einer Mulatteria absteigen nach Pont Canavese. Die letzten paar hundert Meter der Mulatteria machen mir dann nochmal Probleme. Ein Sturm hat die Maroni-Baeume umstuerzen lassen und sie versperren den Weg. Ich klettere teilweise ueber die Baeume und krieche teilweise unter den Baeumen durch und komme um 18:00 Uhr im Hotel in Pont an. Mit dem Bus waere ich um die gleiche Zeit angekommen, nur haette ich nicht so viel gesehen und so viel erlebt ;-)
Ich belohne mich in einer Pizzeria mit einer riessengrossen Pizza, Salat und Tiramisu - dann ist die Welt auch nach knapp 35km Wandern wieder in Ordnung!
drueberklettern oder unten durch kriechen?
So, das war es mal wieder fuer die naechste Wochen - Auf Fotos muesst ihr leider verzichten! Ich kann den PC hier an der Hotelrezeption nicht zu lange blockieren! Danke dafuer ans Bergagna-Hotel in Pont Canavese!

Jetzt freue ich mich erst mal auf morgen abend: Dann kommt Christian zu mir und wir koennen knapp vier Wochen zusammen weiterwandern!

Freitag, 15. Juli 2011

DANKE!!

Heute moechte ich mal ganz offiziel DANKE sagen:
1.) Ich habe die gute Nachricht bekommen, dass Hanwag meine Schuhe ersetzt hat. Ohne Probleme. Ich wuerde auch jederzeit wieder diese Marke kaufen - schliesslich habe ich ja auch noch Leder-Hanwags zuhause, mit denen ich sehr gluecklich bin.

2.) Ein ganz grosses Dankeschoen nach Altdorf in die Schweiz an Sport Herger, ganz besonders an Walter Herger. Er hat mir ohne grosses Aufsehen neue Schuhe ausgesucht, die Reklamation mit Hanwag fuer mich geregelt UND mir den Restbetrag gesponsert!!! VIELEN DANK
Wenn Ihr in der Naehe seid und einen Sportladen braucht; dann geht zu ihm:
Sport Herger; Lehnplatz 11, 6460 Altdorf/UR in der Schweiz.

Donnerstag, 14. Juli 2011

36. Tag bis 48. Tag: Binn bis Alagna (ca. 250km - ca. 12000hm Aufstieg)

36. Tag: Binn - Bortelhuetten (24,8km - 1666hm Aufstieg)
Es ist ein Traumwetter und ich wandere zuerst zur Wallfahrtskapelle Heilig Kreuz. Dort trage ich mich ins Pilgerbuch ein und stifte zwei Kerzen: Eine fuer Euch Lieben zu Hause und eine fuer mich! Dann geht es durch das schoene Saflischtal hinauf auf den Saflischpass. Auf dem Weg treffe ich zweimal zwei Mountainbiker, die jedes Mal erstaunt sind, dass ich schon wieder vor ihnen bin - sie muessen halt aussenrum die Forststrasse fahren ;-)
Der Pass ist wieder ganz anders, als die vorherigen aber ich bleibe nicht zu lange oben, da ein eisiger Wind geht. Im Restaurant Fleschboden eine Stunde unterhalb des Passes staerke ich mich auf der sonnigen Terasse mit einer grossen Portion Pasta und wandere dann zwei weitere Stunden nach Bortelhuetten. Die Huette liegt in einer traumhaften Lage ueber dem Rhonetal und ich bin der einzige Gast und werde von Mutter und Sohn herzlichst aufgenommen. Ein schoener Abschluss von einem langen Wandertag.
immer wieder neue Blumen am Wegesrand

Sicht vom Saflischpass in Richtung Rhonetal
 
Beinahe haette ich die Schafe uebersehen ;-)

37. Tag: Bortelhuetten  - Simplonpass (12,6km - 620hm Aufstieg)
Nach einem sehr gemuetlichen und sehr reichhaltigen Fruehstueck wandere ich heute ganz relaxt los. Ich habe eine kurze Tour vor mir. Der Pass, der eigentlich auf dem Programm steht, ist noch zu verschneit und so gehe ich auf direktem Weg zum Simplonpass. Auf dem Weg geniesse ich die Ausblicke auf die weissen Gipfel des Fletschhorn und andere, wo ich leider die Namen nicht weiss. Den Nachmittag verbringe ich an einem See am Simplonpass in der Sonne. Abends treffe ich mich mit Werner, der mich die naechsten Tage begleiten wird.
Bortelhuetten
Auf dem Weg zum Simplonpass - Rueckblick

Steinadler auf dem Simplonpass
38. Tag: Simplonpass - Zwischbergen (22,2km - 900hm Aufstieg)
Heute frueh ist das Wetter noch sehr schoen und wir nehmen den aussichtsreicheren Hoehenweg bis nach Simplondorf. Das Dorf wurde im Fuehrer als typisch italienisch beschrieben und ich bin einigermassen enttaeuscht. Es ist schon schoen, aber das schnuckelige italienische geht mir ab. Wir steigen jetzt auf dem historischen Stockalperweg bis nach Gaby ab und beginnen dort den anstrengenden Aufstieg zum Furggu-Pass. Das Wetter ist mittlerweile nicht mehr ganz so schoen und oben angekommen, haben wir leider keine Aussicht mehr. Also machen wir uns flott an den Abstieg nach Zwischbergen. Nach zwei kuehlen Bierchen auf der Terasse von dem netten Restaurant von Lukas erwachen auch die Lebensgeister von Werner wieder. Fuer den ersten Wandertag musste er heute ganz schoen lange laufen ;-( Sorry!
Spaeter werden wir von einem wunderbaren, leckeren Abendessen verwoehnt.



stolzer Lukas in seinem Kaesekeller

39. Tag: Zwischbergen - Alpe il Laghetto (17,5km - 1460hm Aufstieg)
Nach der Besichtigung vom Kaesekeller von Lukas und einem guten Fruehstueck brechen wir auf und besteigen gleich den naechsten Pass. Der erste Teil der Weges fuehrt und durch dichten Wald. Weiter oben werden wir von einer schoenen Sicht auf das Fletschhorn und unsere gestrige Etappe belohnt und kommen ganz munter auf dem Passo di Monscera an. Ein kleines Stueckchen weiter unten liegt der gleichnamige See und ich kann nicht widerstehen und gehe zumindest mit den Fuessen hinein. Gar nicht so kalt! So erfrischt steigen wir ab, bis nach San Bernardo, wo uns die Liegestuehle in der Sonne zu einem Radler verleiten. Nach dieser Pause muessen wir lange in leichtem Auf- und Ab am Bergruecken entlangqueren, bevor wir den Schlussanstieg bis zur Alpe il Laghetto in Angriff nehmen. Der Versuchung 200hm weiter unten im Bivacco bei dem netten Schweizer Paerchen aus Luzern zu uebernachten widerstehen wir. Immerhin gibt es oben ein kuehles Bier und einen schoenen Rotwein zum Abendessen - was sind da schon 200hm mehr??
Passo di Monscera
40.Tag: Alpe il Laghetto - Alpe Cheggio (16,5km - ca. 900hm Aufstieg)
Eigentlich steht heute ein kurzer Tag auf dem Programm und ich habe schon mit einer Badepause bei den Seen auf dem Weg geliebaeugelt. Aber: Der erste Pass ist in meiner Tourbeschreibung zeitlich nicht beruecksichtigt und so sind wir schon mal laenger unterwegs als gedacht. Dann ziehen immer mehr Wolken auf und auch die Sicht auf die versprochenen weissen Gipfel laesst sich nur erahnen! Und dann steigen wir auch noch auf den falschen Pass (Passo del Buesin - 2500m)  auf - die Wegmarkierung dort oben ist ziemlich schlecht und stellen oben fest, dass der Weiterweg nur zurueck zum Passo della Preia fuehrt und dann nach unten. Also bekommen wir gratis eine einstuendige Gratwanderung zu unserer "kurzen" Tour dazugeschenkt und muessen dann steil durch dichtes Gruenzeug absteigen zum Lago di Cavalli und zur Alpe Cheggio. Da frohlocken die Knie!! Immerhin haelt das Wetter und es troepfelt nur hin und wieder leicht. Im Rifugio Citta di Novara bekommen wir problemlos zwei Lagerplaetze und wir erfrischen uns zuerst mal mit einem obligatorischen Bier. Werner hat sich tapfer geschlagen - Hut ab!
Lago bei der Alpe di Pontimia
Blick zurueck zum Passo delle Preia - noch kann er laecheln ;-)
Entschaedigung fuer den Umweg

41. Tag: Alpe Cheggio - Alpe delle Colma (knapp 15km - 980hm Aufstieg)
Wie vorhergesagt ist es sehr neblig heute - immerhin regnet es nicht. Wir muessen zuerst relativ viel auf der Strasse bis auf unter 500m absteigen. Es gibt immer wieder Markierungen der GTA, die weg von der Strasse auf alte Maultierpfade fuehren. Aber sie sind voellig ueberwuchert und das Gruenzeug recht nass vom Nebel. Irgendwann ignorieren wir die Wegweiser und gehen auf der Teerstrasse bis zum Abzweig nach St. Pietro. Dort faengt es leider auch noch zu regnen an und wir staerken uns nur kurz mit einem Riegel, bevor wir die gut 1000hm Aufstieg in Angriff nehmen. Der Weg fuehrt durch dichten Wald und das Laub ist patschnass und die Steine darunter rutschig. Es ist so dunkel, wie spaet abends, dabei ist es erst kurz nach mittag. Nach gut 2 1/2 Stunden Aufstieg kommen wir patschnass auf der Alpe delle Colma an und werden dort superherzlich begruesst. Wir koennen unsere tropfenden Sachen ueber dem Kamin aufhaengen und erholen uns recht schnell. Werner stellt fest, dass sich die Sohle seiner Schuhe loest. Das ist wohl das unfreiwillige Ende unsere gemeinsamen Tour. Im Angesicht des Wetters koennte das auch ein Glueck sein ;-)
Wir verbringen einen sehr entspannten Nachmittag auf der Alpe und nach dem Abendessen werden sogar die Gitarren hervorgeholt und es gibt ein musikalisches Betthupferl - Ein schoener Abschluss!
Nebelstimmung bei der Alpe Colma

42. Tag: Alpe delle Colma - Bivacco Alpe Lago (22,8km - 1275hm Aufstieg)
Das Wetter ist nich wirklich besser - es ist so neblig, dass wir kaum den zugewucherten Weg finden. Wir brauchen drei Stunden fuer den Abstieg nach Molini, da bei jeder Alpe die Markierungen nicht oder schlecht zu finden sind. In Molini trinken wir an der Bar noch was, dann springt Werner in den naechsten Bus in Richtung Heimat. Ich versuche in dem Ort, Brotzeit fuer die unbewirtschaftete Huette zu kaufen - ohne Erfolg. Es gibt nicht mal mehr Panini. Also gehe ich im Restaurant essen und versuche auf Vorrat so viele Pasta zu essen, wie moeglich. Immerhin habe ich noch ein paar Muesliriegel fuer heute abend ;-(
Am fruehen Nachmittag beginne ich den Aufstieg zum Bivacco. Die angeschriebenen vier Stunden brauche ich auch. Auf dem Weg im dichten Buchenwald faengt es wieder richtig stark zu regnen an und meine Schuhe sind schon wieder nass. Da hilft irgendwann Goretex auch nicht mehr! Im Bivacco angekommen erlebe ich eine schoene Ueberraschung: Ruth und Hans aus Luzern, die wir vor einigen Tagen kennengelernt haben begruessen mich freudestrahlend! Sie haben die Huette schon beheizt, auf dem Weg Reherl gesammelt und Ruth zaubert zum Abendessen Pasta mit Tomaten-Reherl-Kaese-Sosse und es gibt Salami dazu. Es gibt sogar einen Rotwein auf dem Biwak und eine Espressokanne und Kaffeepulver! Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung! Danke Euch Beiden!!
Molini
43. Tag: Bivacco Alpe Lago - Campello Monti (11km - 750hm Aufstieg)
Ruth und Hans teilen ihr Fruehstueck mit mir und so koennen wir gestaerkt aufbrechen. Es ist immer noch dick bewoelkt. Die Wege sind extrem ueberwuchert und auch schlecht markiert und ich bin sehr froh, nicht alleine gehen zu muessen. Wir steigen auf den Colle dell Usciolo ohne nennenswerte Aussicht und steigen durch Dickicht steil bergab nach Campello. Wir haben alle drei so patschnasse Fuesse, dass wir uns nur noch wuenschen, aus den Schuhen rauszukommen. Von oben koennen wir das malerische Doerfchen Campello Monti schon sehen. Das Posto Tappa hier ist in dem alten Schulhaus untergebracht und besteht aus zwei Raeumen vollgestellt mit Stockbetten und einem Bad. Sehr einfach! Dafuer ist das Restaurant um so besser und ich bekomme meine erste Holzofenpizza auf der Wanderung! - MMMH
Hier ist jetzt auch mehr los. Wir sind auf der ersten offiziellen Etappe der GTA - das laesst hoffen, dass die Wege jetzt auch besser werden!
Ziegen bei der Alpe Pian de Lago
Campello Monti
44. Tag: Campello Monti - Rimella (knapp10km - 680hm Aufstieg)
Die Familie wird immer groesser! Ruth und Hans sorgen wie Papa und Mama fuer mich und wir haben jetzt noch zwei nette Jungs aus dem bayerischen Wald adoptiert. Hans ist in seinem Element! Wir haben wirklich viel Spass!
Die Wege sind tatsaechlich besser und die Schuhe werden immer trockener - es geht aufwaerts. Auf dem Pass haben wir zwar immer noch keine Fernsicht - aber es regnet nicht - ich bin zufrieden. Zumal wir auf dem Pass von netten Italienern mit Obst versorgt werden. Ich habe wohl zu auffaellig und sehnsuechtig zu ihnen ruebergeschaut!
Kurz hinter dem Pass kehren wir auf der CAI - Huette Alpe Pianello ein. Eigentlich wollen wir nur einen Espresso trinken. Wir sitzen schliesslich eine gute Stunde in der Huette, probieren Grappa und Genepy, bekommen Rotwein und Salami zum Probieren vom netten Wirt. Die Gastrfreundschaft ist wirklich klasse hier!
Beschwingt steigen wir in Richtung Rimella ab und bleiben glatt nochmal haengen. Am Wegesrand wachsen grosse Mengen an Blaubeeren. Jeder von uns sucht sich ein Plaetschen mitten zwischen den Bueschen und wir essen ohne, dass wir uns einen Meter bewegen muessen - paradiesisch! ... bis uns Petrus eine Warnung schickt ... ein Donnergrollen mahnt uns zum Aufbruch und wir kommen noch vor einem kleinen harmlosen Gewitter in Rimella an. Den Tag beschliessen wir mit einem acht(!)gaengigen Schlemmermenue im Restaurante Fontana - kann nur weiterempfohlen werden!
Tobi und Alex im Blaubeerenparadies
Blick auf Rimella
Original!! Sonnenuntergang in Rimella

45. Tag: Rimella - Alpe Barranca (15km - gute 1000hm Aufstieg)
Auch das Fruehstueck laesst keine Wuensche offen. Es gibt sogar die Sachertorte, die wir abends nicht mehr geschafft haben ;-) Wir verabschieden uns von Ruth und Hans - sie legen hier einen Ruhetag ein und ich ziehe mit Tobi und Alex weiter. Das Wetter ist heute richtig gut und uns wirds beim Aufstieg nach La Res schnell warm. Das Doerfchen liegt auf einer Lichtung auf einem Bergkamm und wir haben schoene Ausblick in beide Richtungen. Der Abstieg ist wieder schlecht markiert und wir muessen teilweise auf der Strasse laufen. Dafuer kommen wir an einem schoenen Bachlauf mit verlockenden Badegumpen vorbei und nuetzen die Sonne und die Zeit fuer eine lange Badepause. Danach ist der Aufstieg zur Alpe Barranca kein Problem mehr. Die Alpe liegt idyllisch und aussenrum grasen Pferde, Kuehe und ein Esel. Spaeter kommen noch die Ziegen und werden von Hand gemolken.
Dass es den Tieren hier gut geht schmecken wir dann auch beim ueppigen Abendessen. Alle 13 Betten hier sind belegt und wir speisen alle zusammen an einer grossen Tafel. Schon wieder eine Schlemmerei!
La Res
schoener Badeplatz
italienische Wetterstation
Ziegenmelken auf der Alpe Barranca

46. Tag: Alpe Barranca - Carcoforo (knapp 10km - 660hm Aufstieg)
Auch das Fruehstueck ist sehr milch- und kaeselastig und wir koennen gut gestaerkt zum Pass Col d Egua aufsteigen. Das Wetter ist schon wieder bedeckt und die Aussichten sind auch nicht grad rosig. Untypisch italienisch! Es ist kalt und windig oben und wir gehen schnell weiter. Die vielgeruehmte Aussicht koennen wir uns nur vorstellen. Der Abstieg nach Carcoforo ist kein grosses Problem und der kleine Walserort ist wirklich sehr nett. Am nachmittag gewittert es oefter - Immerhin sind wir trocken hier angekommen.
Das Abendessen ist wieder sehr ueppig - langsam werden selbst mir die mehrgaengigen Menues zu viel! Entweder muss ich meine Etappen wieder verlaengern oder auf Halbpension verzichten!

Wenn schon keine Sicht - dann wenigstens Spass!
Die "aktive" Jugend haelt auch nix mehr aus!

schmeckt auch nicht schlecht ;-)

47. Tag: Carcoforo - Rima (ca. 16km - 480hm Aufstieg)
Die Frage der Wirtin, ob wir fuer morgen einen "Flexibus" nach Rima in Anspruch nehmen wollen, haette uns warnen sollen! (Ein Flexibus muss angerufen werden - sonst kommt er nicht - auch in Italien wird gespart) Es schuettet wie aus Eimern und ein Gewitter jagt das naechste. Tobi und Alex brechen ihre Tour hier ab. Ich beschliesse, den bevorstehenden Pass zu umgehen und gehe auf der Strasse bis nach Rimasco und das naechste Tal wieder hinauf nach Rima. Unterwegs komme ich immer wieder in ueble Regen- und Gewitterschauer. Aber immerhin bin ich auf der sicheren Seite und bin nicht auf dem Pass oben! In Rima treffe ich auch die anderen GTA-Wanderer wieder. Die meisten haben die gleiche Umgehung genommen und sind genauso froh darueber wie ich! Wir sind hier sieben Wanderer und bekommen zum Abendessen unter anderem Eselfleisch serviert!
Zum Glueck gibt es Bushaeuschen - weil auch im Regen knurrt irgendwann der Magen!

Regenstimmung ueber Rima
ein paar Stunden spaeter - Vollmond und keine Wolke am Himmel
48. Tag: Rima - Alagna (12km - 860hm Aufstieg)
Ja! Es scheint die Sonne! Der Aufstieg zum Pass Colle Mud ist richtig angenehm. Auch die Wege sind nicht so nass wie befuerchtet. Die Markierungen sind auch wieder richtig gut - ich hoffe, das bleibt jetzt so! Ich mache beim Rifugio Ferioli Rast - es hat geschlossen, so gehoert mir die sonnige Terasse alleine! und steige dan steil hinunter nach Alagna. Der Ort ist sehr bekannt, da er am Fusse des Monte Rosa Massives liegt. Ich goenne mir hier ein schoenes Einzelzimmer mit eigener Dusche und Balkon und beschliesse hier fuer zwei Naechte zu bleiben und morgen die Gegend ohne schweres Gepaeck zu erkunden. Dann treffe ich auch Ruth und Hans wieder, worauf ich mich sehr freue.  Hier im Ort gibt es auch endlich wieder Internet und es gibt ein richtiges Geschaeft, wo man Obst kaufen kann - LUXUS!!
Aussicht vom Colle Mud - ganz rechts beginnt das Monte Rosa Massiv

FAZIT der letzten Woche:
Ich bin froh, dass es soviele nette Menschen in den italienischen Bergen gibt. Ohne die netten Begegnungen und die Freundlichkeit waeren die letzten Tage mit soviel Nebel und Regen wirklich hart gewesen. Aber so - sind die negativen Auswirkungen vom schlechten Wetter und kaum Sicht sofort wieder vergessen!

Bis zum naechsten Mal - Viel Spass beim Schmoekern!

Eure Weitwanderin Helga

Freitag, 1. Juli 2011

Rifugio Myriam bis Binn ( 34km - ca. 1800hm Aufstieg)

34.Tag: Rifugio Myriam bis Alpe Devero:
Nach einem sehr schönen Nachmittag bei Lorenzo und Cecilia im Rifugio Myriam www.rifugiomiryam.org hat es in der Nacht viel geregnet. Das war ein Glueck fuer mich - deshalb ist es heute wieder schoenstes Wetter. Nicht mehr so heiss, wie die letzten Tag und windig. Das heisst perfekt zum Wandern!
Vielen Dank nochmal an Euch, Lorenzo und Cecilia - es war schön, Euch kennen zu lernen :-)

Rifugio Myriam
Meine Wanderung fuehrt mich heute ueber die Scatta Minoia (2600hm) Die Landschaft ist einfach gigantisch. Oben am Pass ist es eine richtige Steinwueste und beim Abstieg zur Alpe Devero verwandelt sie sich in ein gruenes Paradies fuer Murmeltiere! Beeindruckend!
Der See vor der Alpe leuchtet in einem unglaublichen blau-gruen und ich kann der Versuchung nicht widerstehen und strecke meine Fuesse in den See - war gar nicht so kalt.

Lago delle Reghe

im Murmeltierparadies

Abends lerne ich dann noch eine französische Via Alpina Wanderin kennen. Sie ist schon drei Jahre in Folge auf den Wegen der Via Alpina unterwegs und sammelt Informationen fuer die Organisation des Weges. Ein schöner Zufall, dass wir zufaellig in der gleichen Pension uebernachten!

35. Tag: Alpe Devero - Binn

Heute ueberquere ich den eindrucksvollen Passo della Rosa. Der Aufstieg ist lang und anfangs muss ich die Kuehe aus dem Weg schieben! Oben erwartet mich wieder ein Fels-Eldorado und ein schöner See. Der Abstieg nach Binn ist dann ganz entspannt und fuehrt mich durch Waeldchen steil nach unten ins Binntal.

Heute habe ich noch richtig viel Zeit, um am Nachmittag die Sonne zu geniessen!
wollen sie Wegezoll?
am Passo della Rossa


Ab jetzt werden wohl die News nur noch spaerlich fliessen, im Piemont wird es nicht mehr viel Gelegentheit geben, ins Internet zu gehen! Aber ich verspreche Euch, auch nachtraeglich werde ich Euch alles erzaehlen, was ich hier erlebe!!
Ich freue mich sehr, dass so viele meinen Blog verfolgen!!

Liebe Grüsse von der Weitwanderin Helga

Über mich

Mein Bild
... vom Wandervirus infiziert ... liebe alles, was mit der Natur, den Bergen und mit Reisen zu tun hat.