Donnerstag, 14. Juli 2011

36. Tag bis 48. Tag: Binn bis Alagna (ca. 250km - ca. 12000hm Aufstieg)

36. Tag: Binn - Bortelhuetten (24,8km - 1666hm Aufstieg)
Es ist ein Traumwetter und ich wandere zuerst zur Wallfahrtskapelle Heilig Kreuz. Dort trage ich mich ins Pilgerbuch ein und stifte zwei Kerzen: Eine fuer Euch Lieben zu Hause und eine fuer mich! Dann geht es durch das schoene Saflischtal hinauf auf den Saflischpass. Auf dem Weg treffe ich zweimal zwei Mountainbiker, die jedes Mal erstaunt sind, dass ich schon wieder vor ihnen bin - sie muessen halt aussenrum die Forststrasse fahren ;-)
Der Pass ist wieder ganz anders, als die vorherigen aber ich bleibe nicht zu lange oben, da ein eisiger Wind geht. Im Restaurant Fleschboden eine Stunde unterhalb des Passes staerke ich mich auf der sonnigen Terasse mit einer grossen Portion Pasta und wandere dann zwei weitere Stunden nach Bortelhuetten. Die Huette liegt in einer traumhaften Lage ueber dem Rhonetal und ich bin der einzige Gast und werde von Mutter und Sohn herzlichst aufgenommen. Ein schoener Abschluss von einem langen Wandertag.
immer wieder neue Blumen am Wegesrand

Sicht vom Saflischpass in Richtung Rhonetal
 
Beinahe haette ich die Schafe uebersehen ;-)

37. Tag: Bortelhuetten  - Simplonpass (12,6km - 620hm Aufstieg)
Nach einem sehr gemuetlichen und sehr reichhaltigen Fruehstueck wandere ich heute ganz relaxt los. Ich habe eine kurze Tour vor mir. Der Pass, der eigentlich auf dem Programm steht, ist noch zu verschneit und so gehe ich auf direktem Weg zum Simplonpass. Auf dem Weg geniesse ich die Ausblicke auf die weissen Gipfel des Fletschhorn und andere, wo ich leider die Namen nicht weiss. Den Nachmittag verbringe ich an einem See am Simplonpass in der Sonne. Abends treffe ich mich mit Werner, der mich die naechsten Tage begleiten wird.
Bortelhuetten
Auf dem Weg zum Simplonpass - Rueckblick

Steinadler auf dem Simplonpass
38. Tag: Simplonpass - Zwischbergen (22,2km - 900hm Aufstieg)
Heute frueh ist das Wetter noch sehr schoen und wir nehmen den aussichtsreicheren Hoehenweg bis nach Simplondorf. Das Dorf wurde im Fuehrer als typisch italienisch beschrieben und ich bin einigermassen enttaeuscht. Es ist schon schoen, aber das schnuckelige italienische geht mir ab. Wir steigen jetzt auf dem historischen Stockalperweg bis nach Gaby ab und beginnen dort den anstrengenden Aufstieg zum Furggu-Pass. Das Wetter ist mittlerweile nicht mehr ganz so schoen und oben angekommen, haben wir leider keine Aussicht mehr. Also machen wir uns flott an den Abstieg nach Zwischbergen. Nach zwei kuehlen Bierchen auf der Terasse von dem netten Restaurant von Lukas erwachen auch die Lebensgeister von Werner wieder. Fuer den ersten Wandertag musste er heute ganz schoen lange laufen ;-( Sorry!
Spaeter werden wir von einem wunderbaren, leckeren Abendessen verwoehnt.



stolzer Lukas in seinem Kaesekeller

39. Tag: Zwischbergen - Alpe il Laghetto (17,5km - 1460hm Aufstieg)
Nach der Besichtigung vom Kaesekeller von Lukas und einem guten Fruehstueck brechen wir auf und besteigen gleich den naechsten Pass. Der erste Teil der Weges fuehrt und durch dichten Wald. Weiter oben werden wir von einer schoenen Sicht auf das Fletschhorn und unsere gestrige Etappe belohnt und kommen ganz munter auf dem Passo di Monscera an. Ein kleines Stueckchen weiter unten liegt der gleichnamige See und ich kann nicht widerstehen und gehe zumindest mit den Fuessen hinein. Gar nicht so kalt! So erfrischt steigen wir ab, bis nach San Bernardo, wo uns die Liegestuehle in der Sonne zu einem Radler verleiten. Nach dieser Pause muessen wir lange in leichtem Auf- und Ab am Bergruecken entlangqueren, bevor wir den Schlussanstieg bis zur Alpe il Laghetto in Angriff nehmen. Der Versuchung 200hm weiter unten im Bivacco bei dem netten Schweizer Paerchen aus Luzern zu uebernachten widerstehen wir. Immerhin gibt es oben ein kuehles Bier und einen schoenen Rotwein zum Abendessen - was sind da schon 200hm mehr??
Passo di Monscera
40.Tag: Alpe il Laghetto - Alpe Cheggio (16,5km - ca. 900hm Aufstieg)
Eigentlich steht heute ein kurzer Tag auf dem Programm und ich habe schon mit einer Badepause bei den Seen auf dem Weg geliebaeugelt. Aber: Der erste Pass ist in meiner Tourbeschreibung zeitlich nicht beruecksichtigt und so sind wir schon mal laenger unterwegs als gedacht. Dann ziehen immer mehr Wolken auf und auch die Sicht auf die versprochenen weissen Gipfel laesst sich nur erahnen! Und dann steigen wir auch noch auf den falschen Pass (Passo del Buesin - 2500m)  auf - die Wegmarkierung dort oben ist ziemlich schlecht und stellen oben fest, dass der Weiterweg nur zurueck zum Passo della Preia fuehrt und dann nach unten. Also bekommen wir gratis eine einstuendige Gratwanderung zu unserer "kurzen" Tour dazugeschenkt und muessen dann steil durch dichtes Gruenzeug absteigen zum Lago di Cavalli und zur Alpe Cheggio. Da frohlocken die Knie!! Immerhin haelt das Wetter und es troepfelt nur hin und wieder leicht. Im Rifugio Citta di Novara bekommen wir problemlos zwei Lagerplaetze und wir erfrischen uns zuerst mal mit einem obligatorischen Bier. Werner hat sich tapfer geschlagen - Hut ab!
Lago bei der Alpe di Pontimia
Blick zurueck zum Passo delle Preia - noch kann er laecheln ;-)
Entschaedigung fuer den Umweg

41. Tag: Alpe Cheggio - Alpe delle Colma (knapp 15km - 980hm Aufstieg)
Wie vorhergesagt ist es sehr neblig heute - immerhin regnet es nicht. Wir muessen zuerst relativ viel auf der Strasse bis auf unter 500m absteigen. Es gibt immer wieder Markierungen der GTA, die weg von der Strasse auf alte Maultierpfade fuehren. Aber sie sind voellig ueberwuchert und das Gruenzeug recht nass vom Nebel. Irgendwann ignorieren wir die Wegweiser und gehen auf der Teerstrasse bis zum Abzweig nach St. Pietro. Dort faengt es leider auch noch zu regnen an und wir staerken uns nur kurz mit einem Riegel, bevor wir die gut 1000hm Aufstieg in Angriff nehmen. Der Weg fuehrt durch dichten Wald und das Laub ist patschnass und die Steine darunter rutschig. Es ist so dunkel, wie spaet abends, dabei ist es erst kurz nach mittag. Nach gut 2 1/2 Stunden Aufstieg kommen wir patschnass auf der Alpe delle Colma an und werden dort superherzlich begruesst. Wir koennen unsere tropfenden Sachen ueber dem Kamin aufhaengen und erholen uns recht schnell. Werner stellt fest, dass sich die Sohle seiner Schuhe loest. Das ist wohl das unfreiwillige Ende unsere gemeinsamen Tour. Im Angesicht des Wetters koennte das auch ein Glueck sein ;-)
Wir verbringen einen sehr entspannten Nachmittag auf der Alpe und nach dem Abendessen werden sogar die Gitarren hervorgeholt und es gibt ein musikalisches Betthupferl - Ein schoener Abschluss!
Nebelstimmung bei der Alpe Colma

42. Tag: Alpe delle Colma - Bivacco Alpe Lago (22,8km - 1275hm Aufstieg)
Das Wetter ist nich wirklich besser - es ist so neblig, dass wir kaum den zugewucherten Weg finden. Wir brauchen drei Stunden fuer den Abstieg nach Molini, da bei jeder Alpe die Markierungen nicht oder schlecht zu finden sind. In Molini trinken wir an der Bar noch was, dann springt Werner in den naechsten Bus in Richtung Heimat. Ich versuche in dem Ort, Brotzeit fuer die unbewirtschaftete Huette zu kaufen - ohne Erfolg. Es gibt nicht mal mehr Panini. Also gehe ich im Restaurant essen und versuche auf Vorrat so viele Pasta zu essen, wie moeglich. Immerhin habe ich noch ein paar Muesliriegel fuer heute abend ;-(
Am fruehen Nachmittag beginne ich den Aufstieg zum Bivacco. Die angeschriebenen vier Stunden brauche ich auch. Auf dem Weg im dichten Buchenwald faengt es wieder richtig stark zu regnen an und meine Schuhe sind schon wieder nass. Da hilft irgendwann Goretex auch nicht mehr! Im Bivacco angekommen erlebe ich eine schoene Ueberraschung: Ruth und Hans aus Luzern, die wir vor einigen Tagen kennengelernt haben begruessen mich freudestrahlend! Sie haben die Huette schon beheizt, auf dem Weg Reherl gesammelt und Ruth zaubert zum Abendessen Pasta mit Tomaten-Reherl-Kaese-Sosse und es gibt Salami dazu. Es gibt sogar einen Rotwein auf dem Biwak und eine Espressokanne und Kaffeepulver! Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung! Danke Euch Beiden!!
Molini
43. Tag: Bivacco Alpe Lago - Campello Monti (11km - 750hm Aufstieg)
Ruth und Hans teilen ihr Fruehstueck mit mir und so koennen wir gestaerkt aufbrechen. Es ist immer noch dick bewoelkt. Die Wege sind extrem ueberwuchert und auch schlecht markiert und ich bin sehr froh, nicht alleine gehen zu muessen. Wir steigen auf den Colle dell Usciolo ohne nennenswerte Aussicht und steigen durch Dickicht steil bergab nach Campello. Wir haben alle drei so patschnasse Fuesse, dass wir uns nur noch wuenschen, aus den Schuhen rauszukommen. Von oben koennen wir das malerische Doerfchen Campello Monti schon sehen. Das Posto Tappa hier ist in dem alten Schulhaus untergebracht und besteht aus zwei Raeumen vollgestellt mit Stockbetten und einem Bad. Sehr einfach! Dafuer ist das Restaurant um so besser und ich bekomme meine erste Holzofenpizza auf der Wanderung! - MMMH
Hier ist jetzt auch mehr los. Wir sind auf der ersten offiziellen Etappe der GTA - das laesst hoffen, dass die Wege jetzt auch besser werden!
Ziegen bei der Alpe Pian de Lago
Campello Monti
44. Tag: Campello Monti - Rimella (knapp10km - 680hm Aufstieg)
Die Familie wird immer groesser! Ruth und Hans sorgen wie Papa und Mama fuer mich und wir haben jetzt noch zwei nette Jungs aus dem bayerischen Wald adoptiert. Hans ist in seinem Element! Wir haben wirklich viel Spass!
Die Wege sind tatsaechlich besser und die Schuhe werden immer trockener - es geht aufwaerts. Auf dem Pass haben wir zwar immer noch keine Fernsicht - aber es regnet nicht - ich bin zufrieden. Zumal wir auf dem Pass von netten Italienern mit Obst versorgt werden. Ich habe wohl zu auffaellig und sehnsuechtig zu ihnen ruebergeschaut!
Kurz hinter dem Pass kehren wir auf der CAI - Huette Alpe Pianello ein. Eigentlich wollen wir nur einen Espresso trinken. Wir sitzen schliesslich eine gute Stunde in der Huette, probieren Grappa und Genepy, bekommen Rotwein und Salami zum Probieren vom netten Wirt. Die Gastrfreundschaft ist wirklich klasse hier!
Beschwingt steigen wir in Richtung Rimella ab und bleiben glatt nochmal haengen. Am Wegesrand wachsen grosse Mengen an Blaubeeren. Jeder von uns sucht sich ein Plaetschen mitten zwischen den Bueschen und wir essen ohne, dass wir uns einen Meter bewegen muessen - paradiesisch! ... bis uns Petrus eine Warnung schickt ... ein Donnergrollen mahnt uns zum Aufbruch und wir kommen noch vor einem kleinen harmlosen Gewitter in Rimella an. Den Tag beschliessen wir mit einem acht(!)gaengigen Schlemmermenue im Restaurante Fontana - kann nur weiterempfohlen werden!
Tobi und Alex im Blaubeerenparadies
Blick auf Rimella
Original!! Sonnenuntergang in Rimella

45. Tag: Rimella - Alpe Barranca (15km - gute 1000hm Aufstieg)
Auch das Fruehstueck laesst keine Wuensche offen. Es gibt sogar die Sachertorte, die wir abends nicht mehr geschafft haben ;-) Wir verabschieden uns von Ruth und Hans - sie legen hier einen Ruhetag ein und ich ziehe mit Tobi und Alex weiter. Das Wetter ist heute richtig gut und uns wirds beim Aufstieg nach La Res schnell warm. Das Doerfchen liegt auf einer Lichtung auf einem Bergkamm und wir haben schoene Ausblick in beide Richtungen. Der Abstieg ist wieder schlecht markiert und wir muessen teilweise auf der Strasse laufen. Dafuer kommen wir an einem schoenen Bachlauf mit verlockenden Badegumpen vorbei und nuetzen die Sonne und die Zeit fuer eine lange Badepause. Danach ist der Aufstieg zur Alpe Barranca kein Problem mehr. Die Alpe liegt idyllisch und aussenrum grasen Pferde, Kuehe und ein Esel. Spaeter kommen noch die Ziegen und werden von Hand gemolken.
Dass es den Tieren hier gut geht schmecken wir dann auch beim ueppigen Abendessen. Alle 13 Betten hier sind belegt und wir speisen alle zusammen an einer grossen Tafel. Schon wieder eine Schlemmerei!
La Res
schoener Badeplatz
italienische Wetterstation
Ziegenmelken auf der Alpe Barranca

46. Tag: Alpe Barranca - Carcoforo (knapp 10km - 660hm Aufstieg)
Auch das Fruehstueck ist sehr milch- und kaeselastig und wir koennen gut gestaerkt zum Pass Col d Egua aufsteigen. Das Wetter ist schon wieder bedeckt und die Aussichten sind auch nicht grad rosig. Untypisch italienisch! Es ist kalt und windig oben und wir gehen schnell weiter. Die vielgeruehmte Aussicht koennen wir uns nur vorstellen. Der Abstieg nach Carcoforo ist kein grosses Problem und der kleine Walserort ist wirklich sehr nett. Am nachmittag gewittert es oefter - Immerhin sind wir trocken hier angekommen.
Das Abendessen ist wieder sehr ueppig - langsam werden selbst mir die mehrgaengigen Menues zu viel! Entweder muss ich meine Etappen wieder verlaengern oder auf Halbpension verzichten!

Wenn schon keine Sicht - dann wenigstens Spass!
Die "aktive" Jugend haelt auch nix mehr aus!

schmeckt auch nicht schlecht ;-)

47. Tag: Carcoforo - Rima (ca. 16km - 480hm Aufstieg)
Die Frage der Wirtin, ob wir fuer morgen einen "Flexibus" nach Rima in Anspruch nehmen wollen, haette uns warnen sollen! (Ein Flexibus muss angerufen werden - sonst kommt er nicht - auch in Italien wird gespart) Es schuettet wie aus Eimern und ein Gewitter jagt das naechste. Tobi und Alex brechen ihre Tour hier ab. Ich beschliesse, den bevorstehenden Pass zu umgehen und gehe auf der Strasse bis nach Rimasco und das naechste Tal wieder hinauf nach Rima. Unterwegs komme ich immer wieder in ueble Regen- und Gewitterschauer. Aber immerhin bin ich auf der sicheren Seite und bin nicht auf dem Pass oben! In Rima treffe ich auch die anderen GTA-Wanderer wieder. Die meisten haben die gleiche Umgehung genommen und sind genauso froh darueber wie ich! Wir sind hier sieben Wanderer und bekommen zum Abendessen unter anderem Eselfleisch serviert!
Zum Glueck gibt es Bushaeuschen - weil auch im Regen knurrt irgendwann der Magen!

Regenstimmung ueber Rima
ein paar Stunden spaeter - Vollmond und keine Wolke am Himmel
48. Tag: Rima - Alagna (12km - 860hm Aufstieg)
Ja! Es scheint die Sonne! Der Aufstieg zum Pass Colle Mud ist richtig angenehm. Auch die Wege sind nicht so nass wie befuerchtet. Die Markierungen sind auch wieder richtig gut - ich hoffe, das bleibt jetzt so! Ich mache beim Rifugio Ferioli Rast - es hat geschlossen, so gehoert mir die sonnige Terasse alleine! und steige dan steil hinunter nach Alagna. Der Ort ist sehr bekannt, da er am Fusse des Monte Rosa Massives liegt. Ich goenne mir hier ein schoenes Einzelzimmer mit eigener Dusche und Balkon und beschliesse hier fuer zwei Naechte zu bleiben und morgen die Gegend ohne schweres Gepaeck zu erkunden. Dann treffe ich auch Ruth und Hans wieder, worauf ich mich sehr freue.  Hier im Ort gibt es auch endlich wieder Internet und es gibt ein richtiges Geschaeft, wo man Obst kaufen kann - LUXUS!!
Aussicht vom Colle Mud - ganz rechts beginnt das Monte Rosa Massiv

FAZIT der letzten Woche:
Ich bin froh, dass es soviele nette Menschen in den italienischen Bergen gibt. Ohne die netten Begegnungen und die Freundlichkeit waeren die letzten Tage mit soviel Nebel und Regen wirklich hart gewesen. Aber so - sind die negativen Auswirkungen vom schlechten Wetter und kaum Sicht sofort wieder vergessen!

Bis zum naechsten Mal - Viel Spass beim Schmoekern!

Eure Weitwanderin Helga

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Über mich

Mein Bild
... vom Wandervirus infiziert ... liebe alles, was mit der Natur, den Bergen und mit Reisen zu tun hat.