Samstag, 25. August 2012

Gran Paradiso - Piemont

 Am 05.08.2012 geht es endlich wieder los - unser Ziel ist der Gran Paradiso Nationalpark im Piemont.
 Die Autofahrt vorbei am Bodensee durch die Schweiz und zum Gran San Bernardo ist angenehm - das Tempolilmit auf den Schweizer Autobahnen lädt zum entspannten Fahren ein. Eigentlich wollen wir im Auto auf dem Pass schlafen, um am nächsten Tag die Morgenstimmung zu erleben, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Also fahren wir runter ins Aostatal, gehen in Aosta Pizza-Essen und fahren später weiter ins Valsavarenche-Tal, wo wir ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen finden.

Am nächsten Morgen fahren wir die wenigen Kilometer nach Pont (1960m), wo wir das Auto parken, noch ein paar Vorräte kaufen und dann erst mal bei einem Espresso einen Regenschauer abwarten. Dann gehts endlich los - das ungewohnte Gewicht vom Rucksack und die Höhe bremst uns ein bisschen aus - aber schön gemütlich kommen wir auf der Piano del Nivolé an. Dort erwischt uns der nächste kräftige Regenguss und wir kommen ziemlich nass und frierend auf dem Rifugio Savoia (2532m) an. Aber alles halb so schlimm: wir bekommen ein 4er-Lager für uns alleine und es gibt sogar den Luxus einer Heizung und einer warmen Dusche. So können unsere Sachen gut trocknen.
Am späten Nachmittag verziehen sich die letzten Wolken und wir machen noch eine kleine Tour zu den Seen der Piani di Rosset hinauf. So gewinnen wir einen ersten Eindruck von der wundervollen Landschaft rund um den Gran Paradiso. Den Abend beschliessen wir mit dem typischen, italienischen Hütten--Menü und Rotwein.

die zerfallene Alpe du Nivolet
Piani di Rosset
Lago Rosset - im Hintergrund der M. Taou Blanc
Dienstag, 07.08.2012: Rifugio Savoia - Bivacco Giraudo
Der heutige Morgen empfängt uns mit strahlend blauem Himmel. Nach dem Frühstück wandern wir, vorbei am Rifugio Città di Chivasso zum Col del Nivolé (2612m). Von dort ein kleines Stück die Passstrasse bergab und dann biegen wir in den schönen Sentiero del Ré ein. Auf dem gehts aussichtsreich auf den Col d. Terra und die wenigen Meter hinauf auf die Punta Rocchetta (2922m), wo wir Mittagspause machen. Es ist sonnig, aber durch den Wind ziemlich frisch. Vom Pass wandern wir steil hinunter zum Lago Lillet und dann wieder hinauf zum Colle de Porta (3002m) Ab dem See begegnen wir kaum noch Wanderern, was uns auf eine ruhige Biwak-Nacht hoffen lässt. Wir können vom Pass unser Tagesziel schon sehen - eine kleine gelbe Blechschachtel - inmitten einer felsigen Landschaft. Auf erst bequemen Weg, dann über Blockgestein erreichen wir das Bivacco Giraudo (2630m) Ein Wanderer hat sich schon einquartiert und es kommen tatsächlich noch zwei weitere Pärchen. Jetzt sind wir 7 Personen für 6 Betten! Das Bivacco ist so funktionell und platzsparend ausgebaut, dass nicht viel Platz zur Reserve bleibt. Aber einer der Wanderer nützt die Chance auf einer Nacht im Freien (das Wetter ist trocken und stabil) und richtet sich sein Lager auf den glatten Felsplatten in der Nähe ein. Wir zwei kochen uns einen Nudeleintopf und genießen den letzten Rotwein. Sobald die Sonne weg ist - wird es eisig kalt und so gehen wir alle recht schnell schlafen.

Lago Agnel und Lago Serrù unterhalb des Col del Nivolé
Lago di Ceresole Reale
Lago Lillet und Colle de Porta
Mittwoch, 08.08.2012 Bivacco Giraudo - Bivacco Ivrea
Da unsere Blechschachtel morgens noch sehr schattig ist, gehen wir ohne Frühstück los und steigen ab zur Alpe di Breuil. Dort ist es schon etwas wärmer und wir stärken uns mit Müsli und Tee. Auf dem gut markierten AVC (Alta Via del Canavese) wandern wir gemütlich bis zum neu renovierten Casa di Caccia (2222m), wo wir nochmal kurz Rast machen, bevor wir den steilen Aufstieg zur Bocchetta dell Alpetto (2692m) in Angriff nehmen. Über viel Geröll und Gestein steigen wir ins Val die Noaschetta ab. Während wir unsere Füße in den eiskalten Fluß hängen, trudeln langsam unsere "Bivacco-Gefährten" ein und wir suchen gemeinsam eine Möglichkeit auf die andere Seite zu gelangen. Christian zieht kurzerhand die Bergschuhe wieder aus und watet durch den Fluß, wir anderen gehen flußaufwärts, wo der Fluß noch aus vielen kleineren Bachläufen besteht und üben uns dort im Weitsprung. Schließlich sind wir alle gut auf der anderen Seite angekommen und steigen nochmal gut 300hm auf bis zum Bivacco Ivrea (2770m) Das Bivacco ist fast identisch mit dem Gestrigen, nur dass 9 Betten darin Platz finden. Nach einem Sprung ins Wasser fühle ich mich wieder sauber und koche unser Abendessen (Couscous mit Gemüse) Leider gibts heute keinen Wein mehr - das wäre doch zu viel zum Tragen gewesen! Auch heute schlafen wieder zwei draußen und so haben wir gut Platz in der Biwak-Schachtel.

Bivacco Giraudo
Morgenstimmung am Bivacco Giraudo
Freiluftküche bei der Alpe di Breuil
Alpe di Breuil
Val di Noaschetta
Vallone di Goi
Bivacco Ivrea
Abendstimmung
 Donnerstag, 09.08.2012 Bivacco Ivrea - Rifugio Meneghello
Das Wetter ist weiterhin stabil und wir starten wieder in einen traumhaften Wandertag. Heute erwartet uns gleich zum Anfang der anspruchsvolle Aufstieg zum Colle dei Becchi (2990m). Wir müssen über viel Blockgestein kraxeln - was aber kein Problem für uns ist. Wir kommen gut rauf und oben gibts ein wohlverdientes Frühstück. Wolfgang, der die letzten Nächte auch bei uns im Bivacco geschlafen hat, trudelt auch bald ein - die anderen lassen es langsamer angehen. Vom Pass sehen wir schön zum Gran Paradiso Massiv rüber - in die andere Richtung verhindern Wolkenfetzen die Weitsicht. Erst durch Altschneefelder, dann auf ganz guten Steigen geht es jetzt hinunter zum Rifugio Pontese (2200m) Es liegt über dem großem Stausee Lago di Teleccio und lädt zu einer langen Mittagspause ein. Wir essen zusammen mit Wolfgang, feine Polenta, mit Käse, Spiegeleiern und eingelegtem Gemüse und genießen einen kühlen Weißwein dazu. Nach einem Espresso machen wir ein Verdauungsnickerchen, bevor wir den nächsten steilen Aufstieg in Angriff nehmen. Der Weg hinauf auf die Bocchetta di Valsoera (2683m) ist dann überraschend schön angelegt und belohnt uns mit stimmungsvollen Ausblicken durch die Wolkenfetzen auf die umliegenden Gipfel. Auch der Abstieg erst auf Fels, dann über Grashänge zum Rifugio Meneghello (2440m) ist angenehm. Ich fühle mich trotz der vielen Wanderstunden richtig fit - das macht wahrscheinlich der Espresso - diesen hatte ich die letzten zwei Tage wirklich vermisst :-) Leider sind wir zu spät dran, für ein Bad im Lago di Valsoera - es ist schon sehr schattig und es gibt auch keinen vernünftigen Zugang zum See in der Nähe.
Das Rifugio Meneghello ist eine Selbstversorgerhütte. Eine italienische Familie ist schon dort, aber wir haben locker noch Platz. Zum Abendessen gibt es eine leichte Nudelsuppe und den mitgebrachten Wein vom Rifugio Pontese.
Blick zurück zum Bivacco und Gran Paradiso
Ciarforon, la Tresenta, Gran Paradiso vom Colle dei Becchi
Rifugio Pontese und Lago di Teleccio
Aufstieg zur Bocchetta di Valsoera
Lago di Valsoera und Rifugio Meneghello
Freitag, 10.08.2012 Rifugio Meneghello - Ceresole Reale (Posto Tappa Le Fonti)
Wir stehen heute früh auf - da uns eine lange und nicht einfache Etappe bevorsteht. Zusammen mit Wolfgang wollen wir versuchen, den Übergang vom AVC zum Alta Via Nr. 2 zu finden. Laut Beschreibung von Iris Kürschner ist es der herausvordernste Abschnitt der Gran Paradiso Umrundung. Wir wandern in Richtung Lago di Motta - erst ist der Weg noch zu erkennen und wir finden auch immer wieder Steinmännchen. Laut Karte müsste der Weg rechts von einem Wasserfall hinaufgehen und wir klettern über Blockgestein immer weiter hinauf. Immer wieder müssen wir stehenbleiben und den weiteren Wegverlauf suchen, bis sich die Spuren irgendwann ganz verlieren. Wir sind bald zwei Stunden unterwegs und sind noch nicht mal beim ersten Teilziel angekommen. Da uns das Weiterklettern zu unsicher ist und wir auch keinen Weg mehr erkennen können, beschliessen wir umzukehren. Wir kraxeln wieder nach unten und machen erst mal Frühstückspause überhalb des Rifugio Meneghello und studieren die Wanderkarten. Wir bleiben daraufhin doch auf dem AVC und steigen steil hinab. Zuerst zum Lago di Balma (1866m) dann auf sehr steilen Steigen durch Wiesen nach San Giacomo (1125m) Dort frage ich bei drei älteren Männern nach einer Möglichkeit ins Oroc-Tal zu kommen. Es gibt keinen Bus und es gibt auch kein Posto Tappa mehr hier. Leider musste das Posta Tappa in San Lorenzo (dort haben wir auf meiner letztjährigen Tour geschlafen) wegen Geldmangel schliessen. Wir versuchen unser Glück mit Autostopp und tatsächlich kommt einer der Männer mit seinem kleinen Auto und packt uns mitsamt unseren Rucksäcken ins Auto und fährt uns runter nach Rosone. Wir sind überglücklich (es wären noch ca. 15km Strasse zu laufen gewesen) und bezahlen dem guten Mann die Fahrt.
Im Ort kaufen wir uns Bustickets, ich reserviere im Posto Tappa Le Fonti drei Betten und vertreiben uns die zwei Stunden Wartezeit auf den Bus mit Scrabble-Spielen. Ich freue mich schon sehr auf das Le Fonti, es ist eins der gepflegtesten und schönsten Posto Tappa der ganzen GTA. Meine Erwartungen werden auch wieder voll erfüllt, wir werden herzlichst empfangen, beziehen unser gemütliches Zimmer und genießen erst mal eine ausgiebige Dusche. Danach gibts Pizza und einen Genepy zur Verdauung :-)

Morgenstimmung vom Rifugio Meneghelli
Lago Nero und Lago di Valsoera
Abstieg über den Lago di Balma

Über mich

Mein Bild
... vom Wandervirus infiziert ... liebe alles, was mit der Natur, den Bergen und mit Reisen zu tun hat.