Mittwoch, 10. August 2011

69. bis 74. Tag: Balme bis Molini di Massello

69. Tag: Balme - Usseglio (16,5km - 1260hm Aufstieg)
Nach dem gestrigen Ruhetag geht es mir konditionell gut, allerdings sind die Beine schwerer, als sonst. Aber nach einer Stunde marschieren, werden die Muskeln wieder warm und das Laufen faellt mir wieder leichter. Heute haben wir einen super sonnigen Tag und die Ausblicke sind wunderschoen. Wir kommen an den idyllischen Laghi Verdi vorbei und steigen auf zum Passo Paschiet (2435m). Hier ist es schon wieder windiger und wolkiger und so gehen wir nach einer kurzen Pause gleich weiter. Immerhin liegt noch ein Pass und ein langer Abstieg vor uns. Vom Passo Costa Fiorita (2465m) bekommen wir dann auch gleich einen ersten Eindruck vom bevorstehenden Abstieg. Eine wilde zerklueftete Wiesen- und Felslandschaft liegt vor uns. Dank vieler zwar steiler Serpentinen kommen wir aber problemlos nach unten und kurz vor Usseglio kuehlen wir unsere Beine im eisigen Bergbach ab.
Blick zurueck in Richtung Balme
einer der zwei Laghi Verdi - im Hintergrund der Colle Paschiet

Abstieg nach Usseglio
Abendstimmung ueber Usseglio
70. Tag: Usseglio - Capanna soc. Aurelio Ravetto (17km - 1290hm Aufstieg)
Nach einer Nacht im Grand'Usseglio, einem alten ehrwuerdigen Hotel, das jetzt mehr ein Seniorenheim zu sein scheint, und einem sehr mageren Fruehstueck gehen wir weiter. Wir muessen erst ein paar Kilometer Strasse hinter uns bringen, bevor wir steil aufsteigen zu einer alten Bahntrasse, die uns zum Stausee Lago di Malciaussia bringt. Die Bahn fuhr frueher auf immer gleicher Hoehe um die Bergruecken herum und durch einen 300m langen Tunnel direkt zum Stausee. Sie wurde damals fuer die Arbeiter  und als Transportmittel benutzt. Jetzt wird offensichtilich nicht mal mehr der Wanderweg viel begangen, weil wir muessen uns durch viel Brombeer- und Wacholdergestruepp durchschlagen. Manchmal waere eine Machete wirklich hilfreich;-)
Aber wir kommen natuerlich gut beim Lago und dem Rifugio Vulpot an, wo wir uns mit einem grossen Teller Pasta staerken, bevor wir uns an den Aufstieg zum Colle delle Croce di Ferro (ca. 2550m) machen. Der Weg ist jetzt sehr angenehm - es ist eine alte Mulatteria. Kurz nach dem Pass befindet sich die Capanna sociale Aurelio Ravetto, welche von einigen Maennern privat renoviert wurde und abwaechselnd bewirtschaftet. Heute begruesst uns der redselige Franco, in der gemuetlichen, schon beheizten Huette und wir bekommen sogar einen Eimer heisses Wasser zum Waschen. Ausser uns sind noch zwei deutsche Frauen hier und wir verbringen einen sehr netten Abend zusammen.


Die alte Bahntrasse zum Lago di Malciaussia

Blick zurueck zum Lago di Malciuassia

Croce delle Ferro nach dem Regenschauer am Abend

71. Tag: Capanna soc. Aurelio Ravetto - Susa (19,5km - 220hm Aufstieg - 2200hm Abstieg!)
Nach einer kalten Nacht und einem grossen Haferl waermenden Milchkaffee beginnen wir unseren heutigen Wandertag. Unter uns liegt ein leuchtendes Nebelmeer und ueber uns ziehen leider auch schon die naechsten dunklen Wolken auf. Die Besteigung des Rocciamelone lassen wir deshalb bleiben und steigen direkt in Richtung Susa ab. Die Entscheidung war richtig, denn es faengt schon bald zum Regnen an und so bleibt es auch den ganzen Tag ueber. Im Rifugio Il Truc machen wir eine gemuetliche lange Mittagspause, wo wir Heli und Jochen, zwei andere GTAler nochmal treffen, die wir vor einigen Tagen kennengelernt haben. Dann nehmen wir die restlichen 1200m Abstieg in Angriff und kommen am spaeten Nachmittag im schoenen Staedtchen Susa an. Es gibt hier eine richtige Fussgaengerzone und ein paar nette Cafes und wir treffen tatsaechlich Ruth und Hans hier wieder. Hans organisiert fuer uns ein Zimmer im Bed&Breakfast und wir verabreden uns zum Pizzaessen am Abend. Wir geniessen es, draussen zu sitzen und selbst waehlen zu koennen, was wir essen wollen! Posto-Tappa-Halbpension ist zwar immer lecker, aber man kann nie waehlen, was man essen will, es kommen einfach immer die einzelnen Gerichte auf den Tisch!
Nebelmeer am Morgen - Aussicht von der Capanna soc. Aurelio Ravetto
liebevoller GTA-Wegweiser
im huebschen Ort Susa
72. Tag: Susa - Allpe di Toglie (21,7km - 1460hm Aufstieg)
Heute duerfen wir ein bisschen laenger schlafen, da unser Fruehstueckscafe erst um 9:00 Uhr oeffnet. Wir schauen uns noch die alten roemischen Gebaeude von Susa an und brechen am vormittag erst auf. Es nieselt immer wieder - also genau richtig fuer eine kuerzere Etappe (dachten wir;-))
Zum ersten Dorf finden wir noch recht gut - aber die Markierungen sind um Susa herum recht mager. Ich frage ein paar Leute auf der Strasse nach dem richtigen Weg und wir werden glatt in die falsche Richtung geschickt. Wir folgen einem schoenen Wanderweg, allerdings endet dieser in einem verfallenem Dorf, wo es keine Fortsetzung des Weges und kein Weiterkommen mehr gibt. Also muessen wir wieder viele Hoehenmeter absteigen, finden schliesslich das richtige Dorf und beginnen erst am Nachmittag den eigentlichen Aufstieg zur Alpe di Toglie. Dort kommen wir ziemlich nass und hungrig am fruehen Abend erst an, werden aber sehr nett empfangen und bekommen ein sehr reichliches Abendessen. Die Nachspeise besteht aus 8(!) verschiedenen, hausgemachten Kaesesorten, was wir beim besten Willen nicht mehr alles essen koennen. Aber wir bekommen die Reste fuer morgen als Wegzehrung mit - auch in Ordnung!
Susa - ein altes Tor aus der Roemerzeit
Abendstimmung ueber dem Susa-Tal
73. Tag: Alpe di Toglie - Usseaux (18,8km - 1500hm Aufstieg)
Das Wetter ist heute wieder richtig gut - wir sehen ueber das Susa-Tal bis zum Rocciamelone zurueck und freuen uns auf einen tollen aussichtsreichen Tag. Der erste Teil des Aufstieges ist noch recht steil und geht durch Wald, aber ab dem Bivacco dell' Orsiera sind wir ueber der Baumgrenze und geniessen die Rundumblicke. Auf dem Colle dell' Orsiera (2595m) gibt es noch alte Befestigungsanlagen und eine riesige Mauer aus Kriegszeiten. Dank der Mauer ist es windgeschuetzt und wir machen lange Mittagspause und viele Fotos auf dem Pass. Am markantesten ist jetzt der Gipfel des Monviso im Sueden. Der Abstieg ist nicht zu steil und gut zu gehen und wir kommen an einigen netten kleinen Doerfchen vorbei. Im Ort Pequerel werden wir auf einen Cafe und Kuchen eingeladen und nach dem netten Plausch mit den Dorfbewohnern schaffen wir die letzten Kilometer nach Usseaux locker. Das Posto Tappa hier ist richtig nett und liebevoll eingerichtet und verbringen einen netten Abend, wieder mit Ruth und Hans.
Colle Orsiera (2595m)
alte Wehrmauer am Pass
Landschaft bei Usseaux - ploetzlich ganz anders!
74. Tag: Usseaux - Molini di Massello (26,9km - 1500hm Aufstieg)
... und wieder strahlt der blaue Himmel ueber uns - wir freuen uns auf den bis jetzt hoechsten Pass der Tour. Der Aufstieg ist nicht steil, dafuer sehr lange. Ich spuere heute meine Fuesse, die letzten langen Tage haben mich gefordert. Aber die Aussicht vom Colle Albergian (2713m) entschaedigt mich fuer die Muehen und es ist so warm und sonnig, dass wir es 1 1/2 Stunden auf dem Pass aushalten. Der lange Abstieg ist gott sei Dank auch nicht steil und fuehrt uns durch eine grandiose Landschaft. Bei einer Schafherde bekommen wir dann auch noch die Geburt eines Laemmchens mit und weiter unten gibt es wieder schoene Badegumpen im Gebirgsbach, wo wir unsere Fuesse abkuehlen koennen. Wir kommen muede, aber zufrieden im wunderschoenen Hotel "La Foresteria" an. Das Essen und Ambiente sind perfekt und so beschliessen wir, hier morgen einen Ruhetag einzulegen.
Wandmalerei in Usseaux
Edelweiss-Feld unterhalb vom Colle Albergian
Blick vom Colle Albergian in die franzoesischen Alpen
vor 5 Minuten geboren - und schon durstig!
Stoamandl auf dem Weg ins Massello-Tal
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Ich merke, dass ich jetzt insgesamt 67000hm Aufstieg und 1340km hinter mir habe. Meine Beine werden langsam schwer und muede, aber nach ein bisschen Ruhe freue ich mich auf die Fortsetzung meiner Tour ans Meer nach Monaco! Es liegen schliesslich noch ein paar tolle Gebirgszuege vor mir und das Wetter scheint um so besser zu werden, je weiter ich nach Sueden komme!

2 Kommentare:

  1. Hallo Helga, im Albergo Camussot in Balme haben wir von deiner Wanderung und deinem Blog erfahren.
    Wir, Anita und ich, wandern seit April von Wien nach Nizza und sind dir dicht auf den Fersen :-). Heute, 18.8. haben wir Rasttag in Susa, auch unsere Beine werden (mittlerweile) manchmal schwer, haben wir doch schon den 83 Gehtag hinter uns. Deinen Blog werden wir, soweit wir ins Netz kommen, ab jetzt weiterhin gerne besuchen. Vielleicht möchtst du auch mal bei uns im Blog vorbeischauen:
    www.hans-thurner.at und dann auf >Zu Fuß über die Alpen< klicken. Alles gute noch für den Rest der Strecke! lg Hans&Anita

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  2. Hallo Helga,

    wir sind glücklich in Susa angekommen, war ja nun wirklich nimmer weit. Haben auch über Turin wieder bis Ceresole Reale gefunden und sind nun wieder daheim. Ich hab mich noch eine Woche im Harz herumgetrieben, aber schließlich ist auch diesr Urlaub zu Ende.
    Komm gut in und durch den Süden, bleib gesund und standhaft...;-)
    Jochen & Heli

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... vom Wandervirus infiziert ... liebe alles, was mit der Natur, den Bergen und mit Reisen zu tun hat.